2017/18 INDUSTRIE-GUIDE 33
Die Reise hat erst begonnen
Die Fragen und Themen rund um Industrie 4.0
haben mittlerweile auch den Weiterbildungssektor
erobert. Anlässlich eines WIFI-Technologiegesprächs
zogen die Experten Leonhard
Muigg, Industrie-4.0-Referent von Siemens, Arno
Purk rabek von der Wiener Firma TT-Control/
Hydac International und Franz Langwieser,
WIFI-Kursleiter für Automatisierungstechnik,
zunächst eine eher ernüchternde Bilanz: „Der
Hype um Indus trie 4.0 ist im tiefen Tal der Tränen
angelangt“, so die Hypothese. Dies sei darin
begründet, dass das Thema die Unternehmen in
zwei Lager spaltet: Die einen, die sich bereits in
der Umsetzung befinden, und die anderen, die
überfordert und mit der Angst, etwas zu versäumen,
konfrontiert sind. Dass es dennoch nicht
ohne Digitalisierung geht, zeigten die Experten
eindrucksvoll auf – obwohl in Österreich und
Deutschland nur sechs Prozent der Manager die
Digitalisierung momentan bereits umsetzen.
Höchste Eisenbahn also auch für KMU, sich mit
dem Thema vertraut zu machen.
Über eines herrscht Einigkeit: Das Thema ist
nicht nur für Großunternehmen interessant, sondern
auch für Klein- und Mittelbetriebe, die ihr
Wissen teilen und sich mit anderen Unternehmen
vernetzen. Leonhard Muigg sieht Industrie 4.0 als
weitere industrielle Evolution, an der wir nicht
vorbeikommen werden und die uns auch als
Know-how-Träger weltweit gefragt macht. Muigg
hat unter anderem maßgeblich an der Produktionsdigitalisierung
des 5er-BMW für Magna
mitgewirkt. Störfälle sind durch die Digitalisierung
vorher erkennbar, auch die vorbeugende
Wartung ist ein Ausfluss daraus. „Wir verdoppeln
jährlich unsere Datenmenge, aber wir verwenden
nur 0,5 Prozent daraus für Optimierung und
Verbesserung“ appelliert er zum Umdenken. Die
Experten sind sich abschließend einig: Bei Industrie
4.0 werden die Schnellen die Langsamen
fressen – Weiterbildung ist daher ein Muss!