Foto: Murrelektronik GmbH
2021/22 INDUSTRIE-GUIDE 115
auch wenig flexibel und kennt im Prinzip nur
zwei Zustände: auf/zu, vor/zurück, vorn/hinten,
hoch/hinunter. Elektromotoren sind da viel
flexibler, sparsamer und auch leistungsfähiger.
Sie kennen nicht nur auch Zwischenstände, sie
können beispielsweise beim Zugreifen auch
gleichzeitig messen, ob das Werkstück richtig
liegt oder die richtigen Maße hat“, erklärt Jürgen
Zeltwanger, Geschäftsführer Sales & Marketing
bei Murrelektronik. Denn mit einem Wirkungsgrad
von nur zehn bis 20 Prozent verpufft
beim Energieträger Luft viel zu viel Energie
durch unzählige Leckagen im System und ineffiziente
Aktorik. Pneumatik durch Elektrik zu
ersetzen – zum Beispiel bei Spanneinheiten im
Karosserierohbau –, bringt allen Beteiligten nur
Vorteile: dem Unternehmer, der die ineffiziente,
schlecht steuerbare und verhältnismäßig teure
Pneumatik in seinen Werkshallen reduzieren
kann, dem Produktionsplaner, der sich jetzt auf
einen Energieträger – nämlich Elektrizität –
fokussieren kann, den Mitarbeitenden, die endlich
in einem merklich leiseren Arbeitsumfeld
arbeiten können, und nicht zuletzt der Umwelt.
Deshalb sieht Murrelektronik das Thema
Umstieg von Druckluft auf Elektrifizierung in
der Produktion als einen der großen Trends,
nicht nur in der Automobilindustrie. „Nicht
nur können wir damit Pneumatik ersetzen, wir
sind auch zukunftsfähig, effizient und flexibel
für kommende Entwicklungen. Eine gesteigerte
Effizienz spart also Ressourcen und Flexibilität,
sichert Investitionen und ist damit ebenfalls
ein Schritt zu mehr Nachhaltigkeit“, ergänzt
Viethen.
DIGITALER ZWILLING FÜR PLANUNG,
INSTALLATION, BETRIEB UND SERVICE
Vario-X sind aber nicht nur Backplanes, Steuerungen,
Kabel und Co. Die mit Vario-X automatisierte
Anlage hat von Anfang an einen
digitalen Zwilling: ein bewegliches 1:1-Abbild
der realen Anlage, das alle Funktionen und
Parameter des späteren Systems beinhaltet –
und das bereits in der Projektphase, bevor auch
nur das erste mechanische Bauteil bestellt oder
montiert wurde. Dafür kinematisiert Murrelektronik
die Konstruktionsdateien von Maschinen
und Anlagen in einer speziellen Software, in der
dann die späteren Bewegungen und Abläufe
simuliert werden können. Im digitalen Zwilling
läuft dasselbe Steuerungsprogramm wie später
auf der realen Maschine. Und nicht nur das:
Die digitale Anlage kann per Augmented Reality
(AR) auf dem Handy oder Tablet direkt in
die spätere Produktionshalle „gestellt“ werden,
damit alle Bewegungsabläufe in Funktion vorab
virtuell betrachtet werden können.
„Das alles reduziert die Montage- und Inbetriebnahmezeit
um ein Vielfaches, weil viele