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2021/22 INDUSTRIE-GUIDE 221
Bitkom. Die Digitalisierung der Industrieunternehmen
in Deutschland macht Fortschritte.
Fast sechs von zehn Industrieunternehmen mit
mehr als 100 Mitarbeitern in Deutschland
(59 Prozent) nutzen spezielle Anwendungen aus
dem Bereich Industrie 4.0. Vor zwei Jahren
waren es erst 49 Prozent. Zugleich hat sich der
Anteil der Unternehmen, für die Industrie 4.0
gar kein Thema ist, seit 2018 von neun Prozent
auf ein Prozent verringert. Das ist das Ergebnis
einer repräsentativen Studie zur Digitalisierung
der deutschen Industrie im Auftrag des Digitalverbands
Bitkom, für die 552 Industrieunternehmen
ab 100 Mitarbeitern von Mitte Februar
bis Anfang April 2020 befragt wurden. Demnach
planen aktuell weitere 22 Prozent konkret
den Einsatz spezieller Anwendungen für Industrie
4.0 – 17 Prozent können sich vorstellen,
dies in Zukunft zu tun.
94 Prozent sehen der Studie zufolge in der
Industrie 4.0 die Voraussetzung für den Erhalt
der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie.
Mehr als jeder Zweite (55 Prozent) betont,
Industrie 4.0 gebe dem eigenen Geschäft generell
neuen Schub. Insgesamt sieht eine überwältigende
Mehrheit von 93 Prozent der Industrieunternehmen
Industrie 4.0 als Chance – und
nur fünf Prozent sehen sie als Risiko.
PLATTFORMÖKONOMIE
Bei fast drei Viertel (73 Prozent) der deutschen
Industrieunternehmen werden im Zuge von
Industrie 4.0 nicht nur einzelne Abläufe oder
Prozesse verändert, sondern ganze Geschäftsmodelle
– eine deutliche Zunahme seit 2018, wo es
noch 59 Prozent waren. Etwas mehr als jedes
zweite Unternehmen (51 Prozent) entwickelt
neue Produkte und Dienstleistungen oder plant
dies (2018: 39 Prozent). Jedes vierte (26 Prozent)
verändert bestehende Produkte oder hat
dies vor (2018: 18 Prozent). 28 Prozent nehmen
bisherige Produkte und Dienstleistungen sogar
ganz vom Markt (2018: 20 Prozent).
Die Mehrheit der Industrieunternehmen, die
neue Produkte und Dienstleistungen im Zuge
von Industrie 4.0 entwickeln, setzt dabei auf
Plattformen: 88 Prozent entwickeln digitale
Plattformen neu oder weiter oder beteiligen sich
daran. Auf ihnen können Produkte oder Services
vertrieben oder auch Kunden mit Lieferanten
vernetzt werden. 45 Prozent haben sogenannte
Pay-per-Use- oder Production-as-a-Service
Modelle eingeführt: Damit verkauft etwa
ein Maschinenbauer keine Maschinen mehr,
sondern vielmehr Produktionskapazitäten, je
nach Bedarf des Kunden. 18 Prozent der befragten
Unternehmen, in denen neue Produkte und
Dienstleistungen im Zuge von Industrie 4.0
entwickelt oder geplant werden, setzen auf
datenbasierte Geschäftsmodelle, verkaufen also
Produkt- und Produktionsdaten oder bieten
aufbauend darauf neue Dienste an, etwa um
Qualität und Handhabung eines Produkts zu
verbessern. Allerdings wirken die neuen
Geschäftsmodelle aktuell nur zu einem kleinen
Teil disruptiv: Bei drei Prozent der betreffenden
Unternehmen wurden bisherige Geschäftsmodelle
komplett abgelöst. Bei einer Mehrheit von
77 Prozent existieren neue und alte Geschäftsmodelle
vorerst noch nebeneinander.
CLOUD NOCH IM TREND?
Die Relevanz des Cloud-Computing erfährt aus
zwei Richtungen Antrieb: Zum einen drücken
gerade große ERP-Hersteller ihr ERP-Angebot
mit Vehemenz in Richtung Cloud. Motivation
sind hier u. a. eine Verstetigung und Steigerung
von Erlösen, eine deutlich höhere Kundenbindung
und eine deutlich höhere Skalierbarkeit
des Geschäfts. Aber auch auf der Anwenderseite
steigen die Akzeptanz und der Bedarf für „ERP
aus der Cloud“. So bieten Cloud-Lösungen
gerade kleineren Unternehmen, die oft über
wenig eigene Ressourcen für den IT-Betrieb
verfügen, einen relativ schlanken Einstieg in die
Nutzung leistungsfähiger ERP-Lösungen. Und