NICHT OHNE STRATEGIE
Unternehmen, die in den letzten Monaten aufgrund der Covid-19-
Situation gezwungen waren, neue digitale Lösungen umzusetzen,
sei ins Stammbuch geschrieben: Digitalisierungsvorhaben müssen weiter
beschleunigt werden, aber richtig: top-down und strategisch durchdacht.
D
Digitalisierung ist für Unternehmen eine von
drei wesentlichen Stellschrauben, um Erfolg zu
generieren, und ist keinesfalls losgelöst von
„Organisation und Prozessen“ (insbesondere
End-to-End-Ablauforganisation) und „Menschen“
zu betrachten. Diese drei Bereiche greifen
wie Zahnräder ineinander und wirken
wechselseitig. Wenn lediglich einem dieser drei
Aspekte mehr Bedeutung zugemessen wird,
gerät das Unternehmen in Schieflage. Daher
müssen zunächst die Symptome genau analysiert
werden, um die grundlegenden Ursachen
etwaiger Probleme erfassen zu können. Wichtig
ist es hier, diese Probleme auch tatsächlich zu
eliminieren, nicht nur zu kitten.
IDENTIFIKATION VON BRUCHSTELLEN
Ein strategischer Ansatz hilft, eine ausgewogene
Balance zu finden und quantitative sowie qualitative
Ziele zu definieren. Übertragen auf ein
Unternehmen, sind das Kennwerte für den
Grad der Automatisierung oder die Identifizierung
analoger, digitaler und auch manueller
Bruchstellen. Vor allem datenbasierte digitale
Lösungen und Weiterentwicklungen erfordern
oft neue Kompetenzen im Team sowie gesteigerte
Sicherheitsmechanismen, die immer mitbedacht
werden müssen.
Um das unternehmerische Ziel zu erreichen, ist
zuerst der angestrebte Endzustand zu visualisieren.
Dann muss von hinten nach vorn vorgegangen
werden: „reverse engineering“. Einige
der Fragestellungen dabei: Wo soll das Unternehmen
180 IT- & DIGITALISIERUNGS-GUIDE 2021
quantitativ und qualitativ stehen, welche
Schritte und Initiativen sind dafür notwendig,
können verstärkt Synergien genutzt werden
oder Produktinnovationen rasch umgesetzt werden?
Auf dem Weg der digitalen Veränderung
durchlaufen Unternehmen üblicherweise drei
Phasen, die einerseits für die eigene Standortbestimmung
und andererseits für die entsprechende
Zukunftsmodellierung hilfreich sind.
ERHEBUNG, PRIORISIERUNG UND ZIELBILD
Zuerst muss die eigene Situation mit allen (technischen)
Hinterlassenschaften erhoben werden
und jene Bereiche müssen identifiziert werden,
die für den Unternehmenserfolg wesentlich sind.
Typischerweise gibt es Insel lösungen, historisch
gewachsene IT-Strukturen mit unterschiedlicher
Software und inkompatiblen Schnittstellen,
unterschiedliche Speicher- und Verarbeitungsstrukturen,
interne oder externe IT-Expertise
mit unzureichender Dokumentation. Also:
Status erheben, Priorisierung vornehmen und
Zielbild für den nächsten Schritt entwerfen.
Das Zielbild wird zumeist entweder vom
Anspruch der internen Performance-Optimierung
oder der Steigerung des Kundennutzens
getrieben – im besten Fall ist es eine Kombination
beider Faktoren. Das heißt, das Unternehmen
soll beispielsweise schneller, besser und
sicherer werden („Performance“) sowie höheren
Nutzen durch effizientere Problemlösung für
Kundinnen und Kunden erzielen („Kundennutzen“).
Relevante Aspekte finden sich hier