FRAUENFÖRDERUNG
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Wenn die Branche weiblicher werden soll, müssen Unternehmen das
Ruder in die Hand nehmen, fordert Dirk Pothen, Vorstand HR beim
IT-Dienstleister adesso. Frauenförderung muss zur Chefsache werden.
Stumme Nerds hinter Rechnern, Frauen, die
keine Ahnung von Computern haben: Solche
Klischees sind eigentlich längst veraltet – trotzdem
ist die IT-Branche noch immer eine Männerdomäne.
Auch zahlreiche politische Anstrengungen
haben an dieser Situation nichts geändert,
es gibt einfach zu wenig Spezialistinnen.
Die Frage nach dem Schuldigen oder besser
gesagt den Gründen wurde schon oft gestellt,
52 IT- & DIGITALISIERUNGS-GUIDE 2021
die Antworten – angefangen von mangelnder
Förderung über fehlendes Interesse bis hin zur
Unvereinbarkeit von Familie und Beruf – sind
bekannt. Jedes einzelne Unternehmen ist gefordert,
seinen Beitrag für mehr Frauenförderung
zu leisten. adesso versucht auf jeden Fall, mit
verschiedenen Programmen mehr Mädchen
und Frauen für IT zu begeistern.
Ich bin immer wieder erstaunt, wie sehr die
jungen Menschen heute noch Gender-Klischees
leben und sich für einen typischen Frauen-
beziehungsweise Männerberuf entscheiden.
Damit Frauen später dann wirklich Karriere
machen können, ist es wichtig, Job und Familie
unter einen Hut zu bekommen. Für eine bessere
Vereinbarkeit braucht es flexible Arbeitsplatzmodelle
sowie individuelle Kinderbetreuungsangebote.
Unternehmen sollten sich dabei von
Standardlösungen verabschieden und Antworten
auf Fragen moderner Lebensrealitäten finden.
Gerade die IT-Branche hat hier viel mehr
Möglichkeiten als etwa Fertigungsunter nehmen,
wo Produktionsanlagen nicht einfach stillstehen
können.
QUOTEN HELFEN NUR BEDINGT
Würde eine gesetzliche Frauenquote helfen, das
Problem zu lösen? Nur bedingt, ein paar Frauen
in Konzernvorständen helfen der Mehrheit der
Frauen nicht weiter. Eine erfolgreiche Frauenförderung
muss breiter ansetzen und die Männer,
die klassischerweise die Top-Positionen
besetzen und die Hebel für einen Wandel
Der Mangel an Fachkräften bremst die Digitalisierung.
Frauen könnten Teil der Lösung sein.
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