
INNOVATIVE INDUSTRIE • SCHALTSCHRÄNKE/SCHALTSCHRANKBAU
112 NEW BUSINESS • INNOVATIONS | NOVEMBER 2021
Fotos: Compact Electric
Wie geht es dem Schaltschrankbau?
Ich bezeichne mich ja gerne selbst als „Schaltschrankbäuerin“.
Ich bin im Moment eine der
wenigen Frauen – oder so ziemlich die einzige
Frau in Österreich, die ein Schaltschrankbauunternehmen führt.
Deshalb ist mir Frauenförderung in der Technik auch ein absolut
wichtiges Thema.
Im Rahmen des Alpha-Clubs von Maria Rauch-Kallat bin ich als
Frauen-Mentorin tätig und unterstütze hier Mädchen und Damen,
die in der Technik Fuß fassen wollen. Vielen Frauen sehen immer
noch Hürden, in die Technik zu gehen und technisch tätig zu sein.
Aber ich zeige seit 33 Jahren, dass „Frauen und Technik“ funktioniert
und es ein gutes Terrain für Frauen ist. Und man kann
Männer nach wie vor überraschen, wenn man mit technischem
Wissen aufwartet.
Ich gehe davon aus, dass Fachkräftemangel auch für
Sie ein Thema ist.
Ja, das ist eine Katastrophe. Am Anfang der Pandemie hatten wir
noch ganz gute Aufträge, hatten viel zu tun und sind mit Eigenpersonal
super ausgekommen. Dann ist die Kurzarbeitswelle in
der Industrie spürbar geworden. Wir selber waren nie in Kurzarbeit.
Im ersten Halbjahr 2021 ist es dann komplett abgerissen, um
jetzt wieder abrupt loszugehen.
Es freut uns natürlich, dass die Aufträge so explodieren, aber wir
brauchen natürlich Arbeitskräfte. Wir haben geschultes Personal,
wir bilden Lehrlinge aus, aber generell wird viel zu wenig getan,
um technische Berufe wieder attraktiv zu machen. Die meisten
zieht es in den IT-Bereich. Die reine Elektrotechnik, in die der
Schaltschrank eingebettet ist, ist leider für viele nicht mehr so
interessant.
Wie könnte man diese Berufe, nicht nur für Mädchen,
wieder attraktiver machen? Es muss doch unheimlich
viel Potenzial geben.
Ich bin im Innungsausschuss der Mechatroniker in Wien. Hier
versuchen wir alles ein bisschen aufzupimpen Wir machen zum
Beispiel ein Lehrlingscasting, bei dem die jungen Leute die verschiedenen
Firmen kennenlernen können. Aber es ist schwer. Denn
es ist nicht gerade der Mainstream, mechanisch zu arbeiten, wenn
stattdessen die IT-Algorithmen rufen. Wir versuchen es einfach
weiter.
POWERFRAU!
Zu wenige Frauen in der Technik, zu wenige Fachkräfte und herausfordernde Zeiten
lassen Ulrike Haslauer, Geschäftsführerin von Compact Electric, mehr oder weniger
kalt. Ihr Fokus liegt in Richtung Zukunft und in der muss es auch menscheln dürfen.
FRAUEN IN DIE TECHNIK
»Ich zeige seit 33 Jahren: „Frauen und Technik“
funktioniert.«
Ulrike Haslauer, Geschäftsführerin
Compact Electric