
INNOVATIVE INDUSTRIE • SCHALTSCHRÄNKE/SCHALTSCHRANKBAU
INTEGRATION UND PERSPEKTIVE
Ahmad Atlawil und Noori Abdulhamed aus Syrien brillierten bei ihren praktischen
Abschlussprüfungen zum Elektroniker und starten in eine aussichtsreiche Karriere
im Schaltschrankbau sowie in der Hardwarekonstruktion.
Ausbilder Erich Rößner mit den Auszubildenden Noori Abdulhamed
(links) und Ahmad Atlawil (rechts)
NOVEMBER 2021 | INNOVATIONS • NEW BUSINESS 93
Foto: Grenzebach Group
Miteinander lernen. Miteinander lachen. Miteinander
arbeiten.“ So beschreibt Noori Abdulhamed
die Atmosphäre in der Ausbildung beim
deutschen Automatisierungsunternehmen
Grenzebach in Kürze. Der 26-Jährige hat wie Ahmad Atlawil
den Beruf Elektroniker für Betriebstechnik erlernt und die
praktische Prüfung mit Bravour abgelegt sowie den theoretischen
Teil gemeistert. Noori Abdulhamed ist nun bei dem
Unternehmen in der Gemeinde Asbach-Bäumenheim im Schaltschrankbau
tätig, Ahmad Atlawil in der Hardware-Konstruktion.
Alles, was an Fähigkeiten und Wissen gefragt ist, um
ihre Aufgaben zu bewältigen, konnten sie bereits in der Zeit
seit ihrem Ausbildungsstart 2017 erlernen – vom Lesen von
Stromlaufplänen bis zum Aufbau von Bedienpulten an großen
Anlagen für die Automobil- oder Glasindustrie. Kenntnisse,
die sie an der Berufsschule in den vergangenen vier Jahren
zum Beispiel zum Programmieren erwarben, sind bei Grenzebach
tagtäglich gefragt.
„ES MUSS ETWAS MIT ELEKTROTECHNIK SEIN!“
Für den 34-jährigen Ahmad ging bei Grenzebach der Wunsch
für den Berufseinstieg in Deutschland in Erfüllung. Er hatte
bis 2014 in der syrischen Hauptstadt Elektrotechnik studiert.
Ehe er seine Prüfungen ablegen konnte, oh er – aus Angst
davor, zum Militär eingezogen zu werden. Über den Libanon
und die Türkei kam er nach Frankfurt am Main. Von dort ging
es über München, Ingolstadt und Donauwörth weiter bis Asbach-
Bäumenheim. „Ich habe da viele Leute kennengelernt, die bei
Grenzebach arbeiten. Es war sehr hilfreich, schon vorher einiges
über das Unternehmen zu wissen.“
„FÜR MICH WAR ES GENAU DAS RICHTIGE“
Noori Abdulhamed stammt aus der Stadt Deir ez-Zor, die
nahe der Grenze zum Irak und etwa 200 Kilometer östlich von
Aleppo liegt. Als er im Sommer 2015 mit seiner Familie die
Stadt verließ, hatte der IS bereits drei Jahre dort gewütet. Noori
kam über Damaskus Ende 2015 nach München. Über Donauwörth
ging es nach Asbach-Bäumenheim. Er hatte in Damaskus
Jura studiert, wollte an der Uni Augsburg in den Studiengang
Medien und Kommunikation einsteigen. Noori
hatte in Vorbereitung auf das Studium Deutschunterricht an
der Berufsschule Donauwörth genommen und so Grenzebach
kennengelernt. Er machte dann ein Praktikum bei Grenzebach
und fragte nach einem Ausbildungsplatz. „Für mich war es
genau das Richtige, etwas Praktisches zu machen.“
LERNGRUPPEN FÜR AUSZUBILDENDE
Sprachbarrieren waren nach dem Eindruck von Ausbilder Erich
Rößner an der Berufsschule eher ein Thema als in der Ausbildung
im Betrieb. „Die Ausbilder und die anderen Auszubildenden
waren sehr hilfsbereit und geduldig – das war gerade
für den Einstieg sehr wichtig, weil es da viele sprachliche
Schwierigkeiten gab“, sagt dazu Ahmad Altawil. Und Ahmad
fährt fort: „Die Ausbilder fragten immer wieder nach, ob wir
etwas brauchen, ob es Unklarheiten gibt. Herr Rößner hat uns
immer wieder gesagt, wir müssen keine Scheu haben, wenn
etwas unklar ist. Das war für uns eine neue Erfahrung und
hat vieles erleichtert.“ Als sehr hilfreich empfanden Ahmad
und Noori auch die Lerngruppen, die bei Grenzebach schon
Tradition haben – aufgrund von Corona war diese Tradition
ins Virtuelle gewandert. Ob virtuell oder analog: Die anderen
Auszubildenden boten über Schule und Betrieb hinaus immer
wieder Unterstützung an. Ahmad hat durchs gemeinsame
Lernen und durch die Arbeit viele Freunde gefunden. „So
einen großen Freundeskreis hatte ich in Syrien nicht.“ BO