DIGITALE SOUVERÄNITÄT
Österreich ist ein unabhängiger Staat. Aber wenn es um Digitalisierung
geht, scheinen sowohl der Bundesstaat als auch die einzelnen Bundesländer
sein, als einem vielleicht lieb ist. Dasselbe gilt für viele Unternehmen.
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stärker von anderen Ländern und Diensteanbietern abhängig zu
In vielen Unternehmen und Behörden werden Lösungen von großen Anbietern aus
Übersee eingesetzt. Dadurch entsteht eine digitale Abhängigkeit von einigen wenigen
IT-Giganten, die zumeist in den USA angesiedelt sind. Dort wird also festgelegt, welche
Algorithmen wo angewendet werden und was Anwender dürfen – und was nicht.
Als Privatanwender wundert man sich oft, was Anbieter und Plattformbetreiber wie
unter anderem Microsoft, Apple, Facebook oder Google alles über einen selbst wissen.
Suchbegriffe korrelieren schnell mit maßgeschneiderter Werbung. Und das selbst dann,
wenn die Services über verschiedene Endgeräte genutzt werden. Wie das alles funktioniert
und zusammenhängt, lässt sich als Anwender nicht nachvollziehen. Das einzig
Beruhigende daran ist, dass dies für normale Privatanwender in den meisten Fällen keine
großen Konsequenzen hat.
EIN EINZELNER TOTALAUSFALL UND NICHTS GEHT MEHR
Für Unternehmen oder gar Behörden und andere staatliche Einrichtungen ist es dagegen
von entscheidender Bedeutung, dass bestimmte Informationen nicht für Dritte zugänglich
sind. Hinzu kommt, dass Ausfälle bei einem einzelnen Anbieter Unternehmen und
Behörden komplett außer Gefecht setzen können. Beispielhaft sei hier an den letzten
Totalausfall bei Facebook, Instagram und WhatsApp erinnert. Ein Austausch von Informationen
war plötzlich für mehrere Stunden nicht möglich.
DIGITALE SOUVERÄNITÄT IST BEI KOMMUNIKATION BESONDERS WICHTIG
Gerade für die Kommunikation ist die digitale Unabhängigkeit in Unternehmen, Behörden,
Ämtern und Schulen deshalb unverzichtbar. Wo etwa der E-Mail-Austausch mit
Bürgern beziehungsweise Kunden reibungslos funktionieren muss und die Daten gleichzeitig
bestens geschützt sein sollen, führt laut der Meinung vieler Experten kein Weg an
Open Source vorbei. Denn quelloffene Lösungen bieten genau die Unabhängigkeit,
Sicherheit und Transparenz, die für eine digitale Souveränität notwendig sind. „Schließlich
ist es bei einer quelloffenen Software garantiert, dass man als Anwender die Funktionsweise
und Algorithmen kennt und man bei Bedarf Änderungen vornehmen kann,
um beispielsweise Sicherheitslücken zu schließen“, erläutert Frank Hoberg, Mitgründer
von Open-Xchange. Darüber hinaus kann man sich den jeweils am besten geeigneten
Server aussuchen oder auch einen eigenen Server betreiben.
188 IT- & DIGITALISIERUNGS-GUIDE 2022