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Fotos: Megan Rexazin/Pixabay (1), mcmurryjulie/Pixabay (2), Gerd Altmann/Pixabay (3) TEURES SYSTEM MIT INSELLÖSUNGEN
2022 IT- & DIGITALISIERUNGS-GUIDE 205
Das österreichische Gesundheitssystem hat einen
vergleichsweise hohen Mitteleinsatz. 10,4 Prozent
des BIP entfallen heute auf Gesundheitsausgaben.
Im EU-Schnitt sind es 8,5 Prozent.
„Österreich hat ein komplexes und wenig effizientes
System mit vielen Insellösungen. Im
E-Health-Index liegt Österreich mit einem Wert
von 59 im Mittelfeld, weit abgeschlagen von
Ländern wie Estland (81,9), Dänemark (72,5)
und Spanien (71,4)“, betont El-Rayes. In Estland
sind sämtliche Dienstleistungen und Anbieter
an ein System angebunden. „E-Estonia hat eine
standardisierte Lösung für den Informationsaustausch
aller Gesundheitsdienstleister“, erzählt
El-Rayes. In Dänemark gibt es mit sunded.dk
die erste vollausgebaute E-Health-Plattform in
Europa. Hier sind sämtliche Krankenhäuser,
Ordinationen und Apotheken angebunden.
Über die Plattform werden Terminbuchungen,
Medikamentenverschreibungen, Behandlungsdetails,
Patientenverfügungen und vieles mehr
abgewickelt. „Mit der Digitalisierung können
wir die Systemgrenzen aufheben und einen klaren
Patientenfokus herstellen“, so El-Rayes.
Teresa Herold, Gesundheitsexpertin bei Accenture
Österreich, sieht die Gesundheitsplattform
als Vision für das österreichische Gesundheitswesen:
„Eine Gesundheitsplattform für Österreich
fasst alle Gesundheitsleistungen an einem
Ort zusammen, und diese sind mit einem Klick
24/7 verfügbar. Ein Single Point of Access steht
für ein Gesundheitsmanagement über alle Stationen
hinweg. Gemäß einem One-Stop-Shop
sind alle relevanten Angebote transparent an
einer Stelle zu finden.“ Die Plattform begleitet
und leitet durch die gesamte Patienten-Journey –
von Präventionsangeboten über Arztbesuche,
Behandlungen, Medikamentenmanagement bis
zu Nachsorge und Verrechnung. „Diese ganzheitliche
Lösung bietet Vorteile für alle Stakeholder:
Gesundheitsdienstleister, öffentliche
und private Versicherer und die Patientinnen
und Patienten“, unterstreicht Herold.
ENORMES EINSPARUNGSPOTENZIAL
Eine digitale Gesundheitsplattform bietet nicht
nur Nutzen-, sondern auch Kostenvorteile. „Die
gesamtwirtschaftlichen Potenziale für die Verwaltung
und die Wirtschaft sind enorm. Insgesamt
können bis zu zwei Prozent des BIP an
Kosten im Gesundheitssystem eingespart werden.
Eine Gesundheitsplattform kann wesentlich
dazu beitragen. Allein durch Videokonsultationen,
E-Medikation und digitale Terminvergabe
können eine Million Arbeitsstunden eingespart
werden. Das ist hinsichtlich der angespannten
Situation im medizinischen Bereich
eine Entlastung, die es dringend braucht“,
erklärt Zettel abschließend.