Foto: Tung Nguyen/Pixabay
Wie die einzelnen digitalen Dienste zusammenhängen und vernetzt sind, ist für den Anwender nur
schwer zu durchschauen. Das Einzige, was klar ist: Die Abhängigkeit von großen Playern nimmt zu.
2022 IT- & DIGITALISIERUNGS-GUIDE 189
IN DIE CLOUD GETRIEBEN
„Open Source ist heute im Unternehmensbereich
ein anerkanntes Modell für Softwareentwicklung
und Innovation“, weiß auch Ralph
Haupter, President bei Microsoft für EMEA.
„Unsere Grundüberzeugung ist, dass die Daten
unserer Kunden ihnen gehören“, betonte
Haupter noch im letzten Sommer. Ende 2021
verkündete der US-Konzern allerdings, dass die
von vielen Unternehmen und Behörden verwendete
Software ab Ende 2025 nicht mehr wie
bislang gewohnt unterstützt werde. Bei
Microsoft hat man sich stattdessen entschieden,
zukünftig ausschließlich cloudbasierte Bereitstellungsmodelle
anzubieten. Eigene Server zu
nutzen, ist dann nicht mehr möglich. Somit
müssten selbst sensible Daten über Kunden und
Bürger in die Cloud, was für viele Unternehmen
und Einrichtungen wie Finanzämter und Schulen
keine Option ist.
„Wenn die Politik zulässt, dass die bestehenden
Abhängigkeiten europäischer Behörden von
einem einzigen Hersteller weiter zementiert
werden, wird das fatale Auswirkungen auf die
nationale digitale Souveränität und die Leistungsfähigkeit
des digitalen europäischen Wirtschaftsraums
haben“, warnt Peter Ganten, Vorstandsvorsitzender
der Open Source Business
Alliance (OSB). „Wir sprechen eine deutliche
Warnung aus, dass die digitalpolitische Zukunft
Europas nicht in die Hände eines einzigen Konzerns
gelegt werden darf.“
Dass es auch anders geht, zeigen Beispiele wie
unter anderem der webbasierte Open-Source-
Arbeitsplatz Phönix, der von verschiedenen
europäischen Open-Source-Anbietern entwickelt
wurde. Dieser kann sowohl von öffentlichen
Einrichtungen als auch von Unternehmen
genutzt werden. Eine Abhängigkeit von einzelnen
Anbietern oder Staaten ist dabei ausgeschlossen.
Digitale Souveränität muss also keine
Zukunftsmusik sein.