Fotos: Lukas Blazek/Unsplash (1), Frederic Zimmel (2)
Alexander Adrowitzer
ist Data-Science-Experte, Lead der Datanauts sowie Dozent an der FH St. Pölten.
Nähere Informationen finden Sie unter www.datanauts.at.
2022 IT- & DIGITALISIERUNGS-GUIDE 97
dass ausschließlich durch die digitale Transformation
ein umfangreiches Comeback der österreichischen
Wirtschaft und ihrer Unternehmen
möglich sein wird. So ist es nicht verwunderlich,
dass auch der Staat Österreich nicht untätig
ist und sich und den Wirtschaftsstandort auf
die bevorstehende Wende vorbereitet. Eine Milliarde
Euro wird derzeit in die Digitalisierung
investiert und besitzt das Potenzial, die Produktivität
kurzfristig zu erhöhen und langfristig die
Wettbewerbsfähigkeit von ganzen Branchen
und der gesamten Volkswirtschaft zu stärken.
Doch bei all den Chancen und Potenzialen stellt
sich eine grundlegende Frage: Warum nutzen
dann nur so wenige Unternehmen ihre Daten?
Immerhin verwenden derzeit nur rund 13 Prozent
der österreichischen Unternehmen künstliche
Intelligenz und nur sechs Prozent entwickeln
Lösungen im Big-Data-Bereich.
STEP BY STEP ZUM DATENSCHATZ
Woran es in Europa und auch in Österreich oft
scheitert, ist das fehlende Bewusstsein dafür, wie
man die bereits zur Verfügung stehenden Daten
für das eigene Unternehmen nutzbar macht.
Denn man muss kein „Digital Champion“ sein,
um das Potenzial der eigenen Daten auszuschöpfen.
Vielen fehlen einfach der Ansatz und
die Idee, wo man starten soll. Deshalb hier die
wichtigsten Steps.
Wie bei allen Projekten steht ganz am Anfang
eine gute Planung. Dazu zählt zunächst, die
Ziele klar zu definieren. Wieso möchte man seine
Daten nutzen? Was erwartet man sich davon?
Klassische Buzzwords reichen hier nicht. Der
nächste Schritt betrifft die Daten selbst. Für die
erfolgreiche Umsetzung müssen jene Daten
gesammelt, gespeichert und aufbereitet werden,
die für die Ziele relevant sind. Das ist der wichtigste
Schritt in der Pipeline, der auch die meiste
Zeit in Anspruch nimmt. Hier gilt es aufzupassen,
dass man nicht willkürlich irgendwelche Daten
sammelt, sondern gezielt vorgeht. Anschließend
werden in enger Zusammenarbeit von Data-Scientists
und Branchenexperten Modelle entwickelt
und evaluiert. Wichtig ist zu beachten, dass es sich
dabei nicht um einen einmaligen Vorgang handelt,
sondern um einen Kreislaufprozess, der
ständig neu bewertet und weiterentwickelt wird.
Bei erfolgreichen Anwendungen ist es zudem üb-
lich, dass viele unterschiedliche Stakeholder von
Anfang an in das Projekt eingebunden sind.
Zentral ist zu wissen, wieso man überhaupt
Daten verwenden möchte. Das ist ein Schritt,
den jedes Unternehmen für sich selbst setzen
kann und muss – dafür braucht man noch keine
Data-Scientists. Denn so viel Daten auch bringen,
so nutzlos sind sie, wenn man keinen Use-
Case dafür besitzt.
INFO-BOX
Über die Datanauts
Die Datanauts sind eine Expert-Group des
Dialog Marketing Verband Österreichs
(DMVÖ), die sich der stärkeren Vernetzung
der österreichischen Datenwirtschaft widmet.
Im Zentrum steht der frühe Kontakt
von Studierenden in diesem Feld mit Unternehmen,
die das Potenzial ihrer Daten
nutzen wollen. Hierfür veranstalten die Datanauts
mehrere Events pro Jahr und informieren
gemeinsam mit den Studierenden in
ihrem Blog laufend über die Welt der Daten.
2